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THORSTEN IHLO, HAMBURG WELT AM SONNTAG NR. 19 10. MAI 2020: ER RETTET DIE GANZ SELTENEN SCHÄTZE

  • Autorenbild: Thorsten Ihlo
    Thorsten Ihlo
  • 10. Mai 2020
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. März

Je seltener und originaler, desto wertvoller ist ein Oldtimer. Vieles kann nachgebaut werden, doch bei Motoren ist oft Schluss. Nicht für Thorsten Ihlo. Er hat sich auf Vergaser spezialisiert. Text: EVA EUSTERHUS



Thorsten Ihlo IHLO.VERGASER WERKSTÄTTE

Thorsten Ihlo, Vergaser Restaurierung: In einem Kellerraum im Nordosten der Stadt steht im Licht einer Neonröhrenlampe Thorsten Ihlo über seinen Arbeitstisch gebeugt. Trüge er nicht einen Overall, wie man es von Mechanikern kennt, könnte man meinen, er sei Uhrmachermeister. Derart akkurat aufgeräumt und steril sauber mutet sein Arbeitsplatz an. Rechts liegen auf speziellen Tüchern zu nummerierten Häufchen geordnet unterschiedliche Metallteile. Schrauben, Ösen, Plättchen, Kappen, Federn. Vorne links auf dem Werktisch thronen zwei klobige Gehäuse, so groß wie eine Eierverpackung.


Es handelt sich um den zerlegten Vergaser eines Bentleys aus den 30er-Jahren. Das stolze Alter ist für den Fachmann keine Besonderheit. Der Grund, warum er bei diesem Exemplar besonders behutsam vorgeht, liegt darin, dass es von der Art weltweit nur dieses eine gibt. Es stammt aus einer Einzelanfertigung, das für den damaligen Chef der Werke gebaut worden ist. „Für mich heißt das, ich habe nur diese eine Chance. Mache ich etwas falsch, ist das Teil für immer ruiniert“, sagt Thorsten Ihlo.


Vergaser Restaurierung Welt am Sonntag Hamburg IHLO.VERGASER

Eine britische Oldtimer-Werkstatt wandte sich mit dem seltenen Exemplar an den Hamburger. Die Sammler-Szene, die jetzt zum Saisonstart ihre Schätze für die erste Ausfahrt fit macht, ist klein, und Thorsten Ihlo als Spezialist für besonders schwierige Fälle bekannt. Mit seiner Manufaktur hat er sich auf Vergaser spezialisiert. Jene Gehäuse, in denen das Treibstoffgemisch erzeugt wird, das von hier aus in den Brennraum des Motors gelangt. Ihre Ära lebt nur noch in alten Fahrzeugen weiter, denn längst wurde sie vom Einspritzmotor als gängigstes Methode abgelöst. Liebhaberobjekte gelten längst als wertstabile Kapitalanlage. Weil Originalität und Seltenheitswert die Währung dieser fahrenden Investmentanlagen sind, scheuen Besitzer weder Kosten noch Mühen, um den Originalzustand, so weit es geht, zu erhalten. Mittlerweile haben die großen Automobilhersteller eigene Werkstätten, die auf den Wiederaufbau historischer Fahrzeuge spezialisiert sind. Doch die Grundüberholung alter Motoren ist eine Wissenschaft für sich.


Und so stammt der Großteil der Aufträge, die Thorsten Ihlo bearbeitet, von Spezialwerkstätten, die auf seine Expertise setzen. Neben ihm gibt es ein paar wenige Mechaniker in Hamburg, die ebenfalls wie er ausschließlich Vergaser aufarbeiten. Geht es aber um besonders alte und seltene Exemplare, wird man an ihn verwiesen.

Fragen nach seinen Kunden blockt der 49-Jährige ab. Nur so viel: Sie kämen aus ganz Deutschland und Europa, viele aber auch aus den USA und aus Japan. Und er behandle alle gleich, sagt er. Ob Besitzer großer Fahrzeugsammlungen oder Privatleute mit durchschnittlichem Budget – sie alle schätzen sein Handwerk. Mitarbeiter hat er keine, abgerechnet wird nach Arbeitsstunden und Materialkosten. Reich werde er mit dem Job nicht, so der Restaurator. „Trotzdem empfinde ich diese Arbeit als Privileg. Ich weiß, es klingt platt, aber ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“


 

Je seltener und originaler, desto wertvoller ist ein Oldtimer. Vieles kann nachgebaut werden, doch bei Motoren ist oft Schluss. Nicht für Thorsten Ihlo. Er hat sich auf Vergaser spezialisiert.


 

Seit 26 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit Vergasern, wobei der Fokus auf die alter Autos und Motorrädern liegt. 2014 sattelte der gebürtige Bremer, der bis dahin als Kommunikationsdesigner sein Geld verdiente, um und gründete seine Werkstatt. „Du bist ja verrückt“, sagten viele anfangs. Heute beträgt die Vorlaufzeit bei Neuaufträgen vier Monate.


Die Fahrzeuge, an denen er momentan arbeitet, werden frühestens zur Saison 2021 fahren. Die Aufträge sind unterschiedlich aufwendig. Einige sind in wenigen Arbeitsstunden und für ein paar Hundert Euro erledigt, andere nehmen mehrere Wochen in Anspruch und kosten 2500 Euro und mehr. Mancher Vergaser ist Teil einer Komplettrestauration, die mit Kosten im siebenstelligen Bereich zu Buche schlägt.

Dabei findet der Vergaser trotz seiner wichtigen Funktion oft wenig Beachtung. Die Formschönheit einer alten Karosserie begeistert viele, die Ästhetik der im Vergleich dazu eher unförmigen Vergaser-Gehäuse ist schwerer zu vermitteln. Zu Unrecht, findet Thorsten Ihlo. Für ihn ist der Vergaser nicht irgendein Teil, es ist das Herz des Motors. „Ein Fahrzeug kann noch so gut erhalten sein, wenn der Vergaser nicht läuft, ist alles andere hinfällig.“ Klar sei die heutige Technik den alten Mechaniken überlegen, allerdings ginge die auch nicht so unter die Haut, findet er. „So ein alter Vergaser, der stinkt, der raucht, hustet und verschluckt sich mal. Man fühlt, hört und riecht ihn.“


Das gilt auch für jenes Exemplar, das kurz vor der Fertigstellung ist und auf einer anderen Arbeitsfläche der Werkstatt steht. Es glänzt nicht, sein Gehäuse ist stumpf. Es trägt Patina und so soll es auch bleiben, lautet der ausdrückliche Kundenwunsch. Es handelt sich um den Vergaser eines Porsche 914/6, gebaut 1970, ein Garagenfund wie es sie nur noch sehr selten gibt. „Er stand über 20 Jahre lang und ist nur sehr wenig gelaufen.“

Allerdings hat gerade das Spuren hinterlassen, im Schrauberjargon heißen sie Standschäden. Gemeint sind Verharzungen, die durch das Verhärten von Kraftstoffrückständen entstehen. Eine Oldtimer-Krankheit, unter der besonders die Modelle leiden, die mit heute üblichen Kraftstoffen betankt werden. Sie enthalten Ethanol, das mehr Rückstände im Motor hinterlässt als reinere Gemische, die früher getankt wurden. In der Regel lassen sich diese schweren Verklebungen reinigen, doch nicht immer kann Thorsten Ihlo alles retten. „Die Grundsubstanz, das Material muss gut erhalten sein, sonst kann auch ich nichts mehr ausrichten.“


Ist das Vergaser-Gehäuse nicht durch Feuchtigkeit oder sogar durch Salzablagerungen – etwa durch Meeresluft – oder einen Unfall angegriffen, zerlegt der Restaurator es zunächst in Einzelteile und reinigt diese mithilfe spezieller Techniken. Welche das genau sind und welche Werkzeuge er dafür benutzt, will er nicht verraten. „Das ist mein Wissen, und das behalte ich für mich.“ Ist alles gereinigt, folgt der wichtigste Schritt, die Analyse der Substanz. Davon hängt die weitere Bearbeitung der einzelnen Komponenten ab, sie entscheidet, ob Zerspanungsmaschinen wie Fräs- und Drehmaschinen Verwendung finden oder ob gelötet oder lasergeschweißt werden muss.


Im Fall des Porsche-Vergasers, der von außen unscheinbar wirkt, wurde im Inneren alles neu gemacht. Die Drosselklappen, die Mechanik, die Verbindungsstücke, die Stutzen und Gewinde zur Justierung der Kraftstoffmenge. Ein paar Messingschrauben glänzen und heben sich vom ansonsten matten Stahl ab. Kleinere Verschleißteile fertigt Thorsten Ihlo selbst an, sofern er sie nicht in seinem Fundus hat. In schmalen Werkbankschubladen liegen sie, geordnet nach Herstellermarken. Neben Original-Ersatzteilen sind es historische Werksunterlagen und Betriebsanleitungen sowie Teilelisten, die ihm bei der Arbeit helfen. Manches in seiner Werkstatt hat er für ein paar Cent, anderes für viel Geld ersteigert oder hat es von befreundeten Schrauber-Kollegen oder ehemaligen Werksleitern geschenkt bekommen.


Hat er einen Tipp, den er Besitzern eines Oldtimers ans Herz legt? Ja, hat er. „Fahren sie ihn, so oft es geht. Diese historischen Fahrzeuge sind gemacht, um zu laufen.“ Sonst werde es früher oder später kompliziert.


 

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